Janne Tellers Jugendroman "Nichts – Was im Leben wichtig ist"

Pierre Anthon bekennt sich offensiv zu „Nichts“. Er verweigert jedes konstruktive Engagement. Seine Mitschüler empfinden dies als Provokation. Indem sie alles ins Feld führen, was ihnen etwas bedeutet, suchen sie ihn dazu zu bringen, wieder an den Sinn des Lebens zu glauben. Dabei driften die Sinnstifter in einen brutalen und gewaltbereiten Fanatismus ab. Was ist der Sinn des Lebens? Wodurch erhält etwas Bedeutung? Und was bedeutet es, sich zu etwas zu bekennen? Janne Tellers Buch thematisiert auf provokante Weise eine Verweigerungsgeschichte. Im Rahmen der vorliegenden Unterrichtseinheit, erschienen in RAAbits Ethik/Philosophie, konzipiert für die Sekundarstufe I, suchen die Lernenden die im Buch erörterte moralische Leerstelle in ihrer Begrenztheit durch eine ethisch-philosophische Argumentation zu entkräften und entwickeln gemeinsam mögliche sinnstiftende Gegenkonzepte. Die ersten fünf Doppelstunden dieser Unterrichtseinheit dienen dem vertiefenden Textverständnis. Herausgearbeitet wird zunächst der dem Buch zugrundeliegende Grundkonflikt zwischen Nihilismus und Konstruktivismus. Anhand ausgewählter Textauszüge, die mithilfe der Methode „Darstellendes Spiel“ analysiert werden, erarbeiten die Lernenden, wie der Konflikt zwischen den Kontrahenten sich zuspitzt. Um Pierre Anthon zu beweisen, dass Dingen eine Bedeutung zukommt, beschließen seine Klassenkameraden, einen „Berg der Bedeutung“ anzuhäufen. In Partnerarbeit notieren die Lernenden, was geopfert wird und was es dem Opfernden bedeutet. Diese Tabelle verdeutlicht die schrittweise Eskalation und deren Ursachen. Mit jeder Kränkung sinkt die Selbstachtung der Beteiligten, die Hemmschwelle fällt, die Wut hingegen steigt und mit ihr die Bereitschaft zur Brutalität. Gerade weil Pierre Anthons Weltbild in sich geschlossen und mit keiner anderen Überzeugung kompatibel ist, kommt es zum Konflikt zwischen ihm und den anderen, der schlussendlich eskaliert. Die erste Sequenz schließt ab mit einer spielerischen Lektüreüberprüfung. Die nachfolgenden Stunden dienen dazu zu klären, welche ethisch-philosophische Fragestellung die Lernenden im Rahmen dieser Unterrichtseinheit erörtern möchten. Anschließend werden Denkmodelle und Strategien erörtert, die Position Pierre Anthons zu entkräften. Aus Gegenständen, welche für sie von Bedeutung sind, erstellen die Lernenden eine Collage. Deutlich wird, dass uns vor allem die Familie, Freunde, aber auch Hobbies, Lieblingsorte, Bücher oder Urlaubserinnerungen, Urkunden und Auszeichnungen wichtig sind. Dass Nihilismus nicht zwangsläufig destruktiv sein muss, zeigt der sich anschließende Philo-Talk, im Zuge dessen unterschiedliche nihilistische Position miteinander ins Gespräch kommen. Der Mathematiker Enzensberger, ein Experte für antike Philosophie namens Phyrrhon, Jean-Paul Sartre und ein Buddhist verdeutlichen, dass die Problematik von Pierre Anthons Position weit weniger in seiner Denkweise als vielmehr in der Art und Weise besteht, wie dieses Denken ausgelegt wird. Gelingt es, Pierre Anthon wieder in die Klassengemeinschaft zurückzuholen? Die Lernenden schlüpfen in die Rolle eines philosophischen Beraters und entwerfen eine Strategie, ihn umzustimmen. Deutlich wird, dass sich Pierre Anthon selbst widerspricht, indem er seiner Kritik an Sinnbegründungen den Charakter einer Letztbegründung zuspricht. Dieses Verhalten in Frage zu stellen und ihm zugleich positive Sinnkonzepte entgegenzusetzen, ist Ziel der abschließenden Beratungsübung. Lernprodukt der Einheit ist ein Lern-Dossier, welches alle Mitschriften von Unterrichtsergebnissen und Aufgabenstellungen enthält.