Eine Einführung in die Stoa

Ziel eines jeden Stoikers ist es, seinen Platz in dieser göttlichen Weltvernunftordnung zu erkennen und zu akzeptieren. Dies gelingt durch die stete Einübung emotionaler Selbstbeherrschung. Es gilt das eigene Los, wie gut oder schlecht man es auch getroffen haben mag, zu akzeptieren und mit Gelassenheit und innerer Seelenruhe nach philosophischer Weisheit als höchstem Gut und Inbegriff geglückten Daseins zu streben. Das Erlangen innerer Seelenruhe erfordert ein lebenslanges Bemühen um die Kontrolle von Emotionen und Affekten. Ziel des Stoikers ist die Freiheit von Leidenschaften, die apatheia (ἀπάθεια), die Selbstgenügsamkeit, die autarkia (αὐτάρκεια), und die Unerschütterlichkeit, die ataraxia (ἀταραξία). Die Stoa gilt als eines der wirkungsmächtigsten philosophischen Lehrgebäude innerhalb der abendländischen Geschichte. In dieser Unterrichtseinheit, konzipiert für die Sekundarstufe II, erschienen in RAAbits Ethik/Philosophie, erarbeiten sich die Lernenden die Grundgedanken der Stoa. Sie erörtern, inwiefern die stoische Grundhaltung helfen kann, mit den Widrigkeiten des Alltags besser umzugehen, und bis zu welchem Punkt sie bereit sind, der stoischen Einstellung zum Leben, zur Gesellschaft und zum Freitod zu folgen. Der Einstieg in diese Unterrichtseinheit gelingt mithilfe eines Experiments. Die Lernenden reflektieren ihre eigene Lebenswirklichkeit und vergleichen diese mit der inneren Haltung eines Stoikers. Informationskarten erläutern im Anschluss daran wesentliche Grundbegriffe der stoischen Philosophie. Die gewonnenen Informationen setzen die Jugendlichen kreativ um, zum Beispiel in Form eines Werbetextes für die Schule der Stoa. Ein Hörtext, begleitet von einem Arbeitsblatt, dient der Vertiefung der zuvor gewonnenen Erkenntnisse. Er informiert die Lernenden über die Geschichte der Stoa. Sie lernen, wichtige Eckdaten und Überzeugungen der Stoiker aus einem Radiobeitrag herauszufiltern. Nachbereitend verfassen sie einen Brief an Seneca, in welchem sie ihre Einschätzung der Stoa wiedergeben. Die Schülerinnen und Schüler reflektieren die stoische Grundhaltung. In der nachfolgenden Stunde widmen sie sich der Stoa in ihrer ganzen Radikalität. Sie setzen sich mit ihrer Haltung zum Freitod auseinander. Die Lernenden erörtern, welches der vorliegenden Zitate von einem Stoiker stammt, und grenzen die Haltung der Stoa von anderen Haltungen zum Freitod ab. Anschließend bearbeiten sie einen Brief Senecas zur Thematik. Am Ende dieser Unterrichtseinheit zur Stoa reflektieren die Schülerinnen und Schüler, ob diese philosophische Haltung anzunehmen auch ihnen über so manche alltägliche Widrigkeit hinweghelfen könnte und bis zu welchem Punkt die stoische Einstellung zum Leben, der Gesellschaft und dem (Frei-)Tod für sie vertretbar wäre.